Chronik Feuerwehr Klein-Karben

von Karlheinz Löw

 Bevor ich zum eigentlichen Thema komme, möchte ich den Leser
über die wichtigsten Ereignisse informieren, die sich in dem Zeitraum unseres
Berichtes in dem Deutschen Reich zugetragen haben. Am Anfang ist zu nennen
(wenn auch nicht ganz deckungsgleich mit unseren Jahreszahlen) der
Regierungsantritt Wilhelm II. im Jahre 1888. Im gleichen Jahr wurde Bismarck
entlassen. 1914 – durch die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajavo – Beginn des 1. Weltkrieges.

 

Im November 1918 Waffenstillstand und Revolution. Wilhelm
II. dankte ab und flüchtete ins Exil in die Niederlande. Aus dem Großherzogtum
Hessen wird der Freistaat Hessen.

 

Im Reich übernahm der Rat der Volksbeauftragten die Regierung. In Weimar trat eine Nationalversammlung zusammen, die aus allgemeinen und gleichen Wahlen hervorging; Friedrich Ebert wurde der 1.
Reichspräsident.

 

Die Reparationsfrage führte 1923 zur Ruhrbesetzung durch Frankreich und Belgien und zur Inflation. In München scheiterte Hitlers Putsch.

 

1925 Räumung des Ruhrgebiets; deutsch-französische Verständigung ermöglicht die Garantie dt.-frz. Grenze und führte zum Eintritt Deutschlands in den Völkerbund. Im selben Jahr wurde Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt.

 

1929 Der Tod des langjährigen Außenministers Stresemann und
der Beginn der Weltwirtschaftskrise förderten den Radikalismus der Parteien. So verlor der Reichstag seine arbeitsfähige Regierungsmehrheit, so dass sich die Regierung nur noch mit dem Notverordnungsrecht des Reichspräsidenten behaupten konnte.

1930 Brüning wird zum Reichskanzler gewählt. Der Zusammenbruch der Banken sowie die steigende Arbeitslosigkeit zwangen zu Notverordnungen.

 

1932 Wiederwahl Hindenburgs, Brüning wird gestürzt und von Papen wird Reichskanzler.


 

Am 30. Januar 1933 wird Hitler von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Noch im selben Jahr errichtet Göring die Geheime Staatspolizei (Gestapo). Der Reichstagsbrand bot den Vorwand zum Verbot der KPD (27.2.). Zustimmung aller bürgerlichen Parteien zum Ermächtigungsgesetz am 24.3., das Hitler von allen Bindungen der Verfassung und von der parlamentarischen Kontrolle befreite. Daraufhin wurden die Parteien aufgelöst,
so dass die NSDAP die einzige Partei war.


 

1934 Das Gesetz ,,Über den Neuaufbau des Reiches“ beseitigte das staatliche Eigentum der Länder. Ebenfalls im selben Jahr ließ Hitler im so genannten Röhmputsch missliebig Gefolgsleute ermorden. Nach dem Tode Hindenburgs im August desselben Jahres vereinigt Hitler die Ämter des Reichspräsidenten und Reichskanzler in seine Hand.


 

Mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht (1935) möchte ich den Bogen der Ereignisse abschließend und mich dem eigentlichen Thema
zuwenden, nämlich über die Feuerwehr und das Feuerwehrwesen in Klein Karben zu berichten.
 

Was liegt da näher, als im Jubiläumsjahr 1985 einen Blick zurück zu werfen in das Jahr 1885. Zu dieser Zeit bestand der Ort aus etwa 150 Häusern, wovon 79 einstöckig und 71 zweistöckig waren. In der Gemeinde waren drei Bäckereien, zwei Schmiede und drei Gastwirte ansässig, ebenso wie ein Müller (die Mühle war fünfstöckig). Außerdem sind an Gebäuden noch zu erwähnen das Schul- und Rathaus (das heute nicht mehr besteht), das Pfarrhaus (auch dieses Gebäude ist nicht mehr existent), das Spritzenhaus, ein Feuerleiterhaus
und zuletzt der Ochsenstall (heutige Schlosserei Bradler).


Für diese Gemeinde waren Anno 1885 folgende Bürger in der Pflichtfeuerwehr tätig (aus dem ,,Verzeichnis der Löschmannschaften“, angefangen im Jahre 1882 bis 1920):


 

Spritzenmeister: Christian Trabandt,

2. Spritzenmeister: Peter Winter. In der Pumpenmannschaft waren: Johann Reiter, Philipp Sonntag, Johann Ph. Pöhlmann, Jakob Winter,
Peter Stoffel, Peter Hch. Michel, Christian Sänger, Michael Jak. Meiß, Konrad Wieth, Philipp Chr. Schneider, Friedrich Reinhardt, Konrad Spamer, Karl Gg. Schneider, Heinrich Dedio, Christian Gräf, Joahnnes Eckardt, Wolfgang Cr.
Schmidt, Georg Frdr.Micel,Konrad Jörg III., Philipp Gg. Schneider, Johann Wilh. Roth, Wilhelm Philipp, Johann Konr. Gräf, Jakob Mich. Schmidt, Daniel
Schütz, Philipp Fröhlich, Konrad Schuch III., Johannes Bernhardt. Führer und Spritzenmeister der Handspritze und der dazugehörigen Mannschaft war Jakob Schwind, dazu gehörig waren weiter Georg Ph. Schneider, Konrad Pfeil, Heinrich M. Dietrich und Philipp Peter Traband.


Zu dem Eimerträgern gehörten als Führer: 1. Heinrich Gebb, 2. Wilhelm Meiß. Die Mannschaft bildeten: Heinrich Beck, Georg Libbach, Johannes Lemp, Johann Gg. Stork II., Philipp Schneider VIII., Georg E. Schneider, Johann Hohmann II., Franz Krause, Konrad Margraf, Michael Storck II., Johannes Jörg IV., Johann Konr. Dietrich, Johannes Feuerbach, Wilhelm Ldwg. Steubesand, Philipp Feuerbach. Alarmierer waren: Franz Gräf, Johannes Diel, Philipp Meiß, Friedrich Höffner.

Als Feueransager waren tätig: Heinrich Nau (er musste für den Fall eines eventuellen Brandes in Dortelweil das Feuer ansagen), Philipp Wilhelm Gruner (nach Rendel) und Jakob Johannes Iser (er musste nach Groß Karben).


 

Das Wasser herzuleiten und zu stemmen und dergleichen hatten
als Aufgabe Philipp Gräf und Johannes Jakob Jörg. Ihr Aufseher war Joseph Gg. Ph. Trabandt.
 

Leitern und Haken herbeizubringen und zu handhaben hatten:
Heinrich Neidecker, Johannes Weißenstein, Johannes Heinrich Jörg, Heinrich Jörg. Ihr Aufseher war Heinrich Graef.

Das Wasserschöpfen zu veranlassen und zu beaufsichtigen hatten: Konrad Jörg II., Johann Jakob Jörg, Johann Philipp Walles, Wilhelm Beck. Aufseher war Jakob Ludwig Walles.

Die brennenden Gebäude besteigen und erforderlichenfalls niederreißen sollten: Karl Lösch, Philipp Wenzel, Philipp Karl Jörg, Johannes Troß. Aufseher war Christian Schmidt II. 

Die Mobilien und Effekten retten helfen sollten: Wilhelm
Neuland, Philipp Krebs, Konrad Müller, Konrad Geibel, Johannes Müller II.,
Wilhelm Iser, Karl Stier, Johannes Jakob Neuhardt II., Johann Wilhelm Steubesand. Für sie war Philipp Georg Schuch Aufseher.

Um dem geneigten Leser einmal einen Einblick in die

Organisation und die Arbeitsweise der Feuerwehr der damaligen Zeit zu geben,
zitiere ich aus den Erinnerungen des langjährigen Ortsbrandmeisters Philipp
Reuter.

 

Die Pflichtfeuerwehr hatte keinen Vorstand. Gebildet wurde
sie aus allen wehrfähigen Männern vom 18. bis zum 45. Lebensjahr, es konnten ihr aber auch schon Jugendliche beitreten. Abgesehen von der
Winterszeit wurde für jeden Monat eine Übung angesetzt, die Sonntagmorgens
gegen 8 Uhr auf dem Bleichgarten (heute die Parkfläche zwischen dem Sportplatz und dem Weg, der über den Kinderspielplatz führt) durchgeführt wurde. ,,Vor Beginn so mancher Übung mussten erst die weidenden
Gänse weggetrieben werden“. Das Wasser wurde mittels des Standrohres aus
Hydranten über Schläuche in den Behälter der Saug- und Druckspritze
eingeleitet. Das geschah aber erst nach 1911, als die Gemeinde Wasserleitungen verlegen ließ.

 

Ihren Dienst taten die Männer damals in folgenden
Abteilungen: bei den Wasserfuhrleuten, der ersten und zweiten Spritze, bei der
Hydrantengruppe, in der Ordnungsmannschaft (die hauptsächlich aus älteren
Einwohnern bestand) und bei den Steigern. Die Steiger waren Maurer, Zimmerleute oder Dachdecker, die in ortsansässigen Betrieben arbeiteten. Zudem gehörten noch zwei Hornisten zur Mannschaft, die alarmieren sollten.

Feuerwehrkommandanten der Klein Kärber Pflichtfeuerwehr waren im einzelnen:


 

Philipp Wilhelm Petri                von
1894 bis 1898


 

Johannes Jakob Gräf               von
1899 bis 1901


 

Konrad Laubach                     von
1902 bis 1917


 

Philipp Reuter                          von
1918 bis 1942



 

Die Kommandanten wurden durch den Kreisfeuerwehrführer
Füller aus Friedberg vereidigt und unterwiesen.


Zur Ausrüstung gehörte eine Druckspritze, deren

Wasserbehälter 80 Liter fasste (die wurde um 1900 angeschafft); um 1903/04
wurde eine größere Saug- und Druckspritze erworben, von der Reuter berichtet:
,,Sie spritzte so hoch wie der Kirchturm“.


In diesem Zusammenhang möchte ich von einer Anekdote berichten, die sich Anno 1770 in der Burg Friedberg zutrug (nachzulesen im Band 17/1968, der, Wetterauer Geschichtsblätter`). In diesem Jahr erschienen vor der Kanzlei der Burg am 18. Juni Johann Philipp Bach, Glockengießer und Spritzmacher zu Hungen, der Schultheiß Kreuder und die Vorsteher der Gemeinde Klein Karben. Diese Herrschaften baten um Bestätigung des Vertrages, für die Gemeinde eine Feuerspritze anzufertigen. Der Kammerrat Bach jedoch, dass ,,weilen der Preis ab 520 Gulden ziemlich hoch, man sich auch dabei versichert halte, dass er die Arbeit desto solider verfertigen und sich dadurch auf andere Vorfälle“ empfehlen werde.

 Weiterhin gehörten zur Ausrüstung: vier Feuerhaken, zwei lange Leitern, eine Seilzugleiter, 200 m C-Schläuche (Einführung der Sturzkupplung) und ein Standrohr für Hydranten. 

Anders als heutzutage waren
früher nur die Kommandanten und die Steiger mir Uniformen ausgestattet. Zur
Ausrüstung der Steiger gehörten: ein Beil, ein Lederhelm sowie eine
Rettungsleine mir Gurt. Alle übrigen Feuerwehrleute waren als solche nur an
ihren Armbinden zu erkennen.

 

Aufbewahrt wurden die Geräte im Spritzhaus, gegenüber der Kirche. Für die Leitern und Feuerhaken war an der Mauer ein Dach angebracht, so dass auch sie im Trockenen aufbewahrt werden konnten. Zu dieser Zeit scheint das oben erwähnte Feuerleiterhaus aus den 70er/80er Jahren des vorigen Jahrhunderts nicht mehr bestanden zu haben.
Stattdessen erwähnt Reuter, dass um 1908 geplant wurde, ein neues Spritzenhaus zu bauen, ebenso wie in den 30er Jahren, doch durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges seine diese Absichten fallengelassen worden.


Leider sind im vorliegenden Gemeindearchiv keinerlei Berichte über Brände gesammelt, so dass also nichts darüber gesagt werden kann, wie gut oder schlecht die damalige Feuerwehr gegen einen Brand ausgerüstet war und wie schwer es ihr fallen musste, das Feuer unter Kontrolle zu kriegen. Lediglich eine Rechnung findet sich in den Unterlagen, die die Kärber dem Dortelweilern für eine geleistete Brandhilfe zustellten. So forderten sie für den Einsatz des Stellvertreters des Kommandanten, zweier Steiger sowie 18 Pumper, geleistet am 8. April 1902 von 1 Uhr nachts bis 4 Uhr morgens 25 Gulden.

Soweit erst einmal die praktische Arbeit der Feuerwehr(speziell die der Kärber),
gegen Ende meiner Ausführung komme ich darauf noch einmal zurück. Jetzt möchte ich dem Leser einige Gesetze aus der ,,Instruction“ und dem ,,Polizeireglement“ von 1767 näher bringen, das 1840 ergänzt, um 1920
immer noch Gültigkeit besaß (fast 150 Jahre). Im § 10 besagten
,,Polizeireglement“ heißt es: ,, Wer von dem dienstlichen Personal seinen
Dienst vernachlässigt, gar nicht oder verspätet eintrifft, seinem unmittelbaren
oder mittelbaren Vorgesetzten unfolgsam ist, wer ferner sich unanständig
beträgt, sich betrinkt, Unordnung oder Unfrieden stiftet, oder in irgend einer
anderen Weise dem Bestimmung der Feuerordnung beziehungsweise dieses Reglements zuwiderhandelt, den trifft, insoweit nicht gesetzlich eine härtere Strafe verwirkt ist, mindestens eine Strafe von 1fl. 30kr. bis 5 fl. (1 fl. = 1
Gulden). Die unmittelbaren Vorgesetzten sine schuldig, alle Zuwiderhandlungen
den Ortsvorständen anzuzeigen, und diese haben wieder die Verpflichtungen …“.


 

Im § 14 heißt es: ,,Bei nächtlichen Bränden sollen in der Regel die Wirtshäuser geschlossen sein, und es darf kein Wirth ohne besondere Erlaubnis der Ortsbürgermeisters Branntwein oder andere geistige Getränke an irgendjemanden abgeben. Wer hiergegen handelt, respektive ohne diese besondere Erlaubnis Wirtschaft treibt, soll in eine Polizeistrafe von 1 Rthlr verurteilt werden …“.



 

Interessant für uns Nachgeborenen erscheint mir auch der § 31 um Abschnitt III, ,,Rettungsanstalten bei wirklich entstandener Feuersbrunst“, aus dem ,,Auszug aus der Feuerordnung von 1767“. Hier heißt es: ,, Verheimlichung des Feuers wird ernstlich verboten. Wann dennoch nach Gottes Zulassen, ein Feuer irgendwo bemerkt würde, so soll der Hauswirth bei welchen solches entsteht, sogleich seine Nachbarn um Hilfe anrufen, keineswegs aber von sich allein solches löschen zu wollen sich unterstehen; gestalten durch dergleichen Heimlichhaltung öfters ein Feuer allzu sehr überhand genommen, welches durch Beihilfe derer jenige hingegen, welche ein entstandenes Feuer heimlich halten, es mag daraus ein weiteres Unglück entstehen oder nicht, ohne alles Nachsicht, mit der auf das auskommende Feuer vorhin gesetzten Strafe von 50 Rthlrn, auch nach befinden noch mit einer härteren, auch wohl der Landesverweisung belegt werden kann“.

 

§ 40 derselben Feuerordnung
wendet sich an die Steiger: ,,Die Schornsteinfeger, Dachdecker, Zimmerleute und Maurer sollen die in Brand stehende und zunächst daran gelegene Häuser, soviel immer zugleich besteigen …, und niemand, ohne Gottesgewalt, sich daran abhalten lassen, bei Vermeidung schwerer Strafe“. Bestand zuvor schon in Feuerwehrausbildung eventuell eine Anlehnung an das Militär, so wird im ,, Hessischen Feuerwehrhandbuch“ von 1905 die
paramilitärische Organisation und Ausbildung geradezu festgeschrieben. Zum
einen durch aber auch durch einheitliche Übungsregeln, durch gleichmäßige
Bekleidung, Ausrüstung und Auszeichnung.

Beschleißen möchte ich diese Durchschau durch die verschiedensten Verordnungen mit einem Auszug aus dem Büchlein, ,,Was jedermann vom Feuer wissen sollte“, 5/1926, Verhalten im Fallen eins Feuers. Hier heißt es im Artikel 59,,Ist der Rückzug aus dem Gebäude durch Qualm und Feuer abgeschnitten, so warte man die Hilfe von außen, sie wird meist
die Feuerwehr bringen, ab … Man bereite, soweit solches möglich, eine Flucht
aus dem Fenster dadurch vor, dass man Leinen und zusammengeknotete Bett- und Handtücher (dieses in Streifen geschnitten) bereit macht, um Personen hinab zulassen, und Kissen und Matratzen zurechtlegt, um sie vor dem Sprung oder
Hinab lassen hinab zuwerfen, damit die Kraft des Falles gemildert wird … „
Weiter heißt es dann Artikel 60: ,,Man höre auf die beruhigenden Zurufe der
Feuerwehr, auch wenn das Feuer schon nahe ist und Hitze und Rauch zunehmen. Ein Sprung aus dem letzten Augenblick zu öffnenden Fenster bleibt einem immer noch, doch ist er stets gefährlich (Wie wahr!) ist die Not am größten, so lasse oder werfe man zuerst die kleinen Kinder, möglichst weich eingewickelt, hinab. Man kann sie auch bei einem Sprunge auf die Arme nehmen; man springe mit recht vielen Kleidern am Leibe, möglichst weit vom Hause ab, damit  man nicht hängen bleibt, kopfüber fällt oder
sich an Gesimsen oder dergleichen verletzt“.


Ich enthalte mich hier jeglicher Kommentierung, denn das Vorstehende spricht durchaus für sich selber. Es zeigt uns aber, dieses als letzter Satz, wie sehr sich im Laufe der Zeit solche Ratschläge in ihr Gegenteil verkehren und heute aus gutem Grunde von keinem Feuerwehrmann mehr gegeben werden können – oder sollte ich mich da etwa täuschen?


Jetzt, gegen Ende meiner Ausführungen, möchte ich auch noch einmal zurückkommen auf die praktischen Feuerwehrarbeit und erneut aus den Erinnerungen Philipp Reuters zitieren (ohne die nichts Näheres über die Zeit bis 1935 gesagt werden könnte, weil im Archiv solche Unterlagen Klein Karben 1934: ,,Bei dem Mühlenbrand kam die Friedberger Feuerwehr, doch ihre Tragkraftspritze funktionierte nicht. Kurz darauf rückte die Vilbeler Wehr mit drei kleineren Tragspritzen an, dieses waren auch sofort einsätzfähig. Dadurch konnte wenigstens das Wohnhaus gerettet werden! Nach diesem Brand herrschte eine große Euphorie im Ort, es sollte eine Freiwillige Feuerwehr gegründet werden. Es meldeten sich etwa 25 Mann“!


Wenn er es auch nicht erwähnt, so muss man es doch ergänzend hinzudenken, dass anlässlich dieses Großbrandes sämtliche verfügbaren Wehren der umliegenden Gemeinden anwesend waren, bis hin zu den Friedbergern und Vilbelern. Trotzdem war eine Rettung nur des Wohnhauses möglich!



 Mit der geplanten Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr für das Jahr 1935 ist mein Beitrag zur Gesichte der Feuerwehr in Klein Karben beendet und ein neues Kapitel der Jubilarin ist aufgeschlagen.

 


 

 


 

50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Klein Karben


 

von Berthold Polag


 

 


 

-        
gewidmet unserem Kameraden Philipp Troß


 

+
1978 (Ortsbrandmeister 1942 – 1968)-


 

 


 

Während zu Beginn des Jahres
1935 auf hoher politischer Ebene große Ereignisse, wie die Angliederung des
Saarlandes an das Deutsche Reich, die Wiedereinführung der allgemeinen
Wehrpflicht und die Verabschiedung der Deutschen Gemeindeordnung in gebührender
Weise ihre ,,Akzente“ setzten, so gab es zu dieser Zeit auch auf dem flachen
Lande kommunalpolitische Entscheidung, die für viele Jahre wegweisend waren und
deren Auswirkung bis zum heutigen Tagen anhalten.



 

Gemeint sei hier die Gründung
der Freiwilligen Feuerwehr Klein Karben, die in eine Zeitepoche des ,,geistigen Aufbruchs“ fiel und als eine willkommene
Bereicherung des dörflichen Gemeinschaftsleben von der politischen Führung
gefördert wurde.





 

Es sei jedoch betont, dass auf
der kleineren örtlichen Ebene Klein Karbens viel
nüchternere Gründe und eine erkannte Notwendigkeit zur Bildung einer Gruppe
freiwilliger Brandschützer geführt haben. Schon seit dem großen Mühlbrand im
Jahre 1934 riss die öffentliche Diskussion nicht ab, durch Schaffung einer
freiwilligen Truppe mehr Effektivität in Angelegenheiten des örtlichen
Brandschutzes zu erzielen. 


 

So lud der damalige
Bürgermeister Philipp Beck II. zum 23. Februar 1935 alle 80 – 100
Pflichtfeuerwehrleute in den Saal der Gaststätte ,,Zur
Ludwigshöhe“ ein, um die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr anzuregen. Die
Aussprache erbrachte ein positives Ergebnis und 25 Mitglieder Pflichtfeuerwehr
schlossen sich zu einem Verein ,,Freiwillige
Feuerschutzes auf freiwilliger Basis wahrzunehmen. Zu ihrem Führer wählten die
Feuerwehrleute den seitherigen Kommandanten der Pflichtfeuerwehr, Herrn Philipp
Reuter, der von den Stellvertretern Georg Wien und Wilhelm Christian Schneider
unterstützt wurde. Des Weiteren assistierte den Feuerwehrführern Philipp Troß als Schriftwart.


 

 


 

Die Gründer waren:


 

            Müller,
Karl                                                    Peter,
Karl


 

            Linke,
Paul                                                      Reuter,
Philipp


 

            Ochsenhirt,
Wilhelm                                        Gruner,
Georg


 

            Reuter,
Heinrich                                              Wien,
Georg


 

            Stoffel,
Fritz                                                    Blum,
Philipp


 

            Weisensee,
Gustav                                          Steinmetz,
Willi


 

            Wißmer, Heinrich                                            Wörner,
Wilhelm


 

            Reinhardt,
Heinrich                                          Schneider,
Wilhelm Christian


 

            Knapp,
Hans                                                  Morkel, Karl


 

            Wolf,
Martin                                                   Schmidt,
Fritz


 

            Buffler, Hans                                                   Troß, Philipp


 

            Heim,
Georg                                                   Troß, Heinrich


 

                                                                                  Schmidt,
Christian


 

 


 

Mit den vorhandenen Geräten,
einer Saug- und Druckspritze (Baujahr 1902), einer kleineren Druckspritze
(Baujahr ca. 1890), dem Hydrantenwagen mit Schläuchen und Armaturen, einer
ausziehbaren Leiter, zwei Anstelleitern, zwei Feuerhaken und einigen
Lederhelmen und –gurten übernahmen die Gründer der Wehr ihre Arbeit. Allmonatlich einmal an einem Sonntagmorgen traf man sich
zur Übung. Es machte sich bemerkbar, dass mit weniger Leuten, die Spaß an der
Sache besaßen, ein besserer Ausbildungstand erreicht werden konnte, als mit
vielen unfreiwilligen herangezogenen Gemeindemitgliedern.



 

Im Zuge der Festigung des
politischen Einflusses wurde 1936 der Dachverband der Feuerwehren, der Deutsche
Feuerwehrverband, weitgehendst entmachtet und durch
ein Reichsamt Freiwilliger Feuerwehren ersetzt. Die Feuerwehren erhielten den
Status einer Polizeitruppe und wurden neu uniformiert und einexerziert. Die
Ausbildung und Übungen wurden damals paramilitärischen durchgeführt. In
Verbindung mit diesen Maßnahmen erhielt die Feuerwehr 1937 ihre ersten
Uniformen mit Koppeln und Mützen, welche aber nur für die in Führerpositionen
tätigen Kameraden bestimmt waren.



 

Noch war die Freiwillige
Feuerwehr keine fünf Jahre alt, warf der Zweite Weltkrieg seine drohende
Schatten voraus. Kommandant Philipp Reuter wurde im Sommer 1939 zum
Militärdienst eingezogen.



 

Am 1. September 1939 begann der
Zweite Weltkrieg. Zuvor musste die Wehr am 14. und 15. August 1939 zu ihrem bis
dahin größten Feuer ausrücken, das in der Schreinerei König & Neurath in
der heutigen Homburger Straße, dem Stammhaus unseres heute größten
Industriebetriebes, ausgebrochen war. Das Feuer vernichtete die Schreinerei
völlig; auch die Nachbarhäuser der Familien Wilhelm HeßMorkel (jetzt Sauer)
wurden in Mitleidenschaft gezogen.

(jetzt Geiß) und Konrad Wilhelm



 

Mit der Zeit des Krieges wurden
die Reihen der Kameraden immer lichter. Fast durchweg alle Mitglieder mussten
zur Wehrmacht einrücken. Der Übungsbetrieb wurde durch Dienstverpflichtungen
aufrechterhalten, so dass praktisch wieder eine Pflichtfeuerwehr bestand. Am
14. Juni 1942 betraute Bürgermeister Beck den nunmehr als Gruppenführer
fungierenden Philipp Troß mit der verwaisten Stelle
des Ortsbrandmeisters; als sein Stellvertreter wurde Weißbindermeister
Reinhardt eingeführt und verpflichtet. Am 18. Dezember 1942 erhielt die
Feuerwehr eine motorisierte Spritze (Flader TS 800 Liter/Minute), die in einem
Tragkraftspritzenanhänger Platz fand. Von nun an wurde das Gerät in der Scheune
hinter dem Rathaus aufbewahrt, da das Spritzenhaus gegenüber der Kirche zu
klein geworden war.



 

Für die Feuerwehrleute war die
Motorgetriebene Spritze eine große Erleichterung, brauchten sie jetzt nicht
mehr an der Saug- und Druckspritze zu pumpen und zu schwitzen. Auch waren nicht
mehr so viele Mannschaften vonnöten, denn mit neun Mann (Gruppen) konnte eine
ordnungsgemäße Brandbekämpfung durchgeführt 
werden.



 

Als der totale Krieg im Jahre
1944 ausgerufen wurden, mussten auch die letzten noch
verbliebenen Kameraden in den Krieg ziehen. Mit der Verpflichtung junger
Mädchen und Frauen sowie der Bildung einer HJ-Feuerwehr versuchte man, die
Sicherung des Brandschutzes zu gewährleisten. Gott sei Dank brauchte in unserer
Gemeinde ein aktiver Einsatz in der letzten Kriegsepoche nicht erfolgen.



 

Nach dem Zusammenbruch begann
der Wiederaufbau in der Feuerwehrorganisation mit großen Schwierigkeiten. Von
den Gründungsmitgliedern waren viele noch in Gefangenschaft, gefallen oder
vermisst. Andere waren nicht mehr bereit oder in der Lage, mitzuwirken. Manches
Material war verloren gegangen und Ersatz konnte nicht gestellt werden. In
einer ersten Feuerwehrverfügung der ,,Deutschen Regierung für das Land Hessen“
vom 24.8.1945 wurde den Gemeinden auferlegt, ihre Geräthäuser diebstahlsicher
zu machen. Des Weiteren sollten die weiblichen Feuerwehrhelferinnen entlassen
werden und die zur Brandbekämpfung anlässlich Bombardierungen eingerichteten
Schlauchzentrale wieder aufgelöst und die Schläuche den Gemeinden wieder für
Feueralarm nutzen (während des Krieges nur für Fliegeralarme). Im März 1946
betrug der Mitgliederstand in der Feuerwehr wieder 30 Mannschaften, zwei
Brandmeistern (Unterführer) und einem ,,Feuerwehrchef“,
wie der Kommandant nunmehr genannt wurde. Sämtliche an militärische
Feuerwehrmann hieß wieder – Feuerwehrmann. Kragenspiegel, Achselstücke und
Ärmelzeichen waren zu entfernen. Feuerwehrorden und – ehrenzeichen
der NS-Zeit wurden verboten. Gleichfalls wurde die Verwendung der Feuerwehr im
Polizeidienst untersagt. Die Feuerwehren erhielten wieder Vereinsstatus und
wählten ihren Vorstand selbst. Mit diesen Maßnahmen der Regierung Groß Hessens
wurde die Rückkehr  zum demokratischen
Gemeinwesen in der Gesellschaft durchgeführt und der feste Wille zum
Wiederaufbau fundamentiert.



 

Noch war die Klein Karbener Feuerwehr jedoch eine Hilfs- (Pflicht-)feuerwehr, die im April 1947 eine Stärke von 48 Mann
aufweisen konnte. Von ihr wurde am 21. August 1947 ein Brand bekämpft, der sich
bei der Matratzenfabrik Lamprecht, seinerzeit das größte derartige Unternehmen
Hessens, ereignet  hatte. Durch
Schweißarbeiten waren größere Mengen amerikanischer Kapok-Baumwolle in Brand
geraten und sechs Wehren aus der Umgebung hatten fünf Stunden zu tun, um den
Brand zu löschen. Dazu musste das Wasser aus der Nidda über eine Strecke von
fast 1500 Metern herangeschafft werden.



 

Im Sommer 1948 wurde durch
öffentlichen Aushang an alles jüngeren Männer im Alter von 18 – 40 Jahren
appelliert, sich für eine neu aufzustellende Freiwillige Feuerwehr zu melden.
Am 23. August 1949 war es soweit, dass 25 junge Männer die Freiwillige
Feuerwehr wieder gründeten. Der gewählte Vorstand setzte sich zusammen aus:


 

 


 

            Troß, Philipp                                                   1.
Vorsitzender und Kommandant


 

            Schichtel, Willi                                     2.
Vors. und Gruppenführer


 

            Häusler,
Kurt                                                  Geschäftsführer
und Gruppenführer


 

            Wieja, Bruno                                                  Gruppenführer


 

            Steubesand, Georg                                          Gruppenführer


 

 


 

Fünf Monate
später wurde der Vorstand erweitert um


 

            Bender,
Karl                                                   Zeugwart


 

            Schneider,
Walter                                           Gerätewart


 

            Steubesand, Georg                                          Rechner


 

 


 

Neben dieser jungen freiwilligen
Wehr bestand die Pflichtfeuerwehr fort, und mit ihr zusammen wurde fortan
geübt. Neben dem Feuerwehrdienst wurde das gesellige Beisammensein jedoch nicht
vergessen. So begann man anlässlich von Familienabenden mit der Aufführung von
Theaterstücken, die von großen Erfolg gekrönt wurden. Dieses Theaterspielen
bedeutete in den schwierigen Nachkriegsjahren ein wichtiger gesellschaftlicher
Beitrag zur Bereicherung des örtlichen Kulturlebens und ließ die Menschen für
ein paar Stunden die harte Arbeit und das kärgliche Leben vergessen. So mancher
der Einwohner erinnert sich heute noch gerne an diese schönen Aufführungen.
Neben den Theaterveranstaltungen organisiert man erstmals einen Vereinsausflug,
der in den Folgejahren zur Freude aller Teilnehmer eine ständige, gerne
wahrgenommene Einrichtung wurde.



 

Im Juni 1951 wurde für die auf
mittlerweile 53 Mann angewachsene Wehr ein Fahrzeug angeschafft. Dieses
ehemalige italienische Militärfahrzeug vom Typ Alfa Romeo kaufte die Gemeinde
zum Gegenwert von 800 DM, eine für die damalige Zeit des knappen Geldes hohe
Summe. Bevor es am 9. Sept. 1951 in feierlichem Rahmen durch Bürgermeister
Neuland in Dienst gestellt werden konnte, mussten erst größere Umbauarbeiten
getätigt werden. In unzähligen Stunden wurde das Fahrzeug von Angehörigen der
Wehr für seinen neuen Verwendungszweck hergerichtet. Besonderen Verdienst
erwarben sich hierbei Oskar Hildebrand, Georg Schneider, Kurt Häusler, Philipp Troß  akuten Geldmangels der Gemeinde die Mittel
anderweitig verwendet gesehen hätten.
 und Walter Schneider. Letzterer war Maschinist an der
Tragkraftspritze und übernahm nunmehr auch den Fahrerposten sowie Wartung und
Pflege des Einsatzwagens. Diese Anschaffung rief indes in der Bevölkerung nicht
nur Zustimmung hervor; auch Kritiker wurden laut, die wegen des



 

Das Jahr 1952 brachte die Wiedergründung des Deutschen Feuerwehrverbandes, welche in
Fulda vollzogen wurde und an der eine sechsköpfige Delegation der Feuerwehr
teilnahm.



 

Eine Vereinssatzung wurde
entworfen, zur Jahreshauptversammlung verabschiedet und von der
Gemeindevertretung genehmigt. Anlässlich dieser Jahreshauptversammlung erfolgte
ein Beschluss zur Gründung eines Spielmannszuges.



 

Am 5. Oktober 1952 fanden an der
Nidda, hinter dem Fußballplatz, die Ausscheidungswettkämpfe von zwölf
Freiwilligen Feuerwehren des südlichen Kreises Friedberg/H. statt. Mit 293 ¾
Punkten von 300 möglichen wurde der 1. Platz belegt, was mit großer
Begeisterung aufgenommen wurde. Die siegreichen Kameraden waren:


 

 


 

Häusler, Kurt                           Bender, Karl                           Hildebrand, Oskar


 

Schneider, Walter                    Finkel,
Wolfgang                     Steubesand, Willibald


 

Geßner,
Otto                           Steubesand, Georg                  Häusler,
Karlheinz


 

                                                                                              Schneider,
Georg


 

 


 

Bei den einen Monat später in
Friedberg/H. stattfindenden Endwettkämpfen erreichte man unter 21 Gruppen einen
hervorragenden 2. Rang. Für die Prämie in Höhe 150 DM wurden Instrumente für
den Spielmannszug angeschafft, worauf dieser ernsthaft an seine Einübung


 

über die Wintermonate hin –
gehen konnte. Im April 1953 konnte sich diese Gruppe unter der Leitung von
Herrn Wilhelm Balzer erstmals der Öffentlichkeit vorstellen und erhielt großen
Beifall. In den nun kommenden Jahren war der Spielmannszug auf Feiern und
Jubiläen im Umkreis ein gern gesehner Gast, der zu begeistern wusste.



 

Man kann sagen, dass zu diesem
Zeitpunkt die Feuerwehr – neben den Fußballern des
KSV, die wegen ihres erfolgreichen Spiels weit und breit bekannt waren – ein
guter Botschafter unserer Gemeinde war.



 

Auch im Herbst 1953 nahm die
Wehr wieder an den Wettkämpfen auf Kreisebene in Friedberg/H. teil. Mit der
besten Zeit von 3 Min. 47 Sekunden ging man aus der Schnelligkeitsübung hervor,
die Angriffsübung erbrachte jedoch großes Pech. Durch eine plötzlich
aufkommende Windböe, die den Wasserstrahl zerstreute, konnte eine Fallklappe
nicht zum Kippen gebracht werden und die Gruppe musste ausschneiden. Dieses
Missgeschick ließ trotzdem die Geselligkeit nicht verdrießen – die Mannschaft
nahm nach ausgiebigem Umtrunk als letzte die Heimfahrt auf.



 

Zu Beginn des Jahres 1954 wies
die Feuerwehr einen Mitgliederstand von 32 Aktiven auf. Das Sängerfest in
Rendel wurde besucht und am Umzug des Radfahrvereins ARKB Klein Karben
teilgenommen.



 

Ab Mitte 1954 wurde diese
Aufwärtsentwicklung unterbrochen, als aufgrund von Unstimmigkeiten und Querelen
zwischen Feuerwehr und Gemeindevorstand das Interesse innerhalb der
Feuerwehrmannschaft nachließ und viele nach und nach ihren Austritt erklärten.
So war es der unerfüllte Wunsch nach einem Gerätehausneubau, der wohl erst
versprochen, dann aber stets wieder zugunsten von Schulerweiterung, später
Wohnungs- und Straßenbau hintangestellt worden war. Sicher waren diese
Maßnahmen notwendig und sinnvoll, doch wer möchte seine erfolgreiche und
gemeinnützige Arbeit im Endeffekt nicht auch irgendwie belohnt sehen.



 

Anderseits – und das sei nicht
unerwähnt bezüglich des Mitgliederrückgangs – waren aus den blutjungen Leuten
der Wiedergründung im Jahre 1949 mittlerweile
Familienväter geworden, die ein Haus bauten oder sich im ansteigenden
Wirtschaftsaufschwung beruflich stärker engagiert hatten und damit weniger Zeit
für den Feuerwehrdienst abzweigen konnten.



 

Der Höhepunkt der
Unstimmigkeiten war erreicht, als nach einer von einem Bürger öffentlich
ausgesprochenen üblen Verleumdung der Wehr und seines Vorsitzenden im August
1955 der Gemeindevorstand seiner Schutzverpflichtung gegenüber der Feuerwehr
nicht nachkam und keine öffentliche Rücknahme der offensichtlich boshaften
Aussagen forderte. In einer im März 1956 anberaumten Aussprache hierzu zwischen
Gemeindevertretung, Gemeindevorstand und Feuerwehrvorstand konnte keine
Einigung erzielt werden, worauf die Feuerwehr gemäß Mehrheitsbeschuss ihre
Tätigkeit bis zu einer künftigen endgültigen Klärung einstellte. Fortan wurde keine
Übung und kein Unterricht mehr durchgeführt, der Brandschutz wurde nur durch
die immer noch bestehende (uninteressierte) Pflichtfeuerwehr gewahrt.



 

Als zum 31. Dezember 1956 keine
Klärung der Angelegenheit ergangen war, traten der Ortsbrandmeister Philipp Troß, sein Stellvertreter Kurt Häusler, Gerätwart Walter
Schneider und Zeugwart Karl Bender endgültig von ihren Ämtern zurück. Daraufhin
schalteten sich der Landrat des Kreises 
Friedberg/H., der Kreisbrandinspektor sowie der Regierungspräsident in Darmstadt
ein, um endlich eine gütliche Einigung zu erreichen. Erst im Mai 1957 trat nach
einem Vergleich der Vorstand wieder in seine Pflichten ein und der
Dienstbetrieb wurde wieder aufgenommen. Dieser Kompromiss war für 15 von 30
aktiven Mitgliedern jedoch eine solche Schmach, dass sie die Feuerwehr
verließen. Diese beinahe drei Jahre dauernde Spielmannszuges, gleichfalls waren
kaum noch erfahrene Feuerwehrleute zugange.



 

Der Vorstand wurde neu gewählt
mit folgender Besetzung:


 

 


 

1.     
Vorsitzender                                  Philipp
Troß


 

2.     
Vorsitzender                                  Oskar
Hildebrand


 

Schriftwart                                          Georg
Schneider


 

Kassenwart                                         Johann Jurasek


 

Pressewart                                          Willi
Dittrich


 

Beisitzer                                              Karl Bender


 

                                                                       Walter
Schneider


 

 


 

Zum Dezernenten für das
Feuerlöschwesen seitens der Gemeinde wurde Herr Willi Bischoff als Mittelsmann
bestimmt. Seiner Persönlichkeit sowie den Bemühung des Gemeindevertreters
Philipp Dietz war es zu verdanken, dass sich die Feuerwehr mittlerweile nicht
endgültig aufgelöst hatte. Noch im November 1958 belief sich der Personalstand
in der Wehr auf lediglich 10 – 12 Mann, womit längst kein ordnungsgemäßer
Brandschutz gewährleistet werden konnte. Es ergaben sich nach wie vor große
Mängel an Ausrüstung und Gerät, außerdem war das Zugfahrzeug, der ehemaligen
Stolz der Wehr, durch dauernde Feuchtigkeit im Unterstellschuppen total
durchgerostet und nicht mehr einsatzbereit. Erst nach eindringlicher Mitteilung
an den Gemeindevorstand wurde im November 1958 eine neue Tragkraftspritze TS
8/8 angekauft, einem Erweiterungs- und Umbau des Geräteschuppens im Rathaushof
zugestimmt sowie der Ankauf eines Mannschafts- und Zugfahrzeugs erwogen.
Letzteres Fahrzeug vom Typ Opel Blitz wurde von der Bereitschaftspolizei
Butzbach im Herbst 1959 erworben und mit einer Anhängerkupplung für den
Tragkraftspritzenanhänger versehen.



 

Im Mai 1960 gründete
Ortsbrandmeister Troß eine der ersten
Schülerfeuerwehren – später Jugendfeuerwehren genannt – des Kreises
Friedberg/H.



 

Mit den Umbauarbeiten und der
Aufstockung des Geräteschuppens im Rathaushof zu einem Feuerwehrgerätehaus
wurde im Sommer des Jahres 1960 begonnen. Auf Anregung und Wünsche der
Feuerwehr hatte man dabei weitgehendest Rücksicht
genommen. Die Fahrzeug  und das Gerät
wurden für die Dauer der Bauarbeiten an anderem Ort untergestellt. Wegen des
Gerätehausumbaus konnte das in diesem Jahr fällige 25jährige Jubiläum der
Freiwilligen Feuerwehr nicht gefeiert werden und man beschloss, dies beim 30.
Bestehen nachzuholen. Die Umbauarbeiten im Gegenwert von ca. 40 000DM zogen
sich sehr in die Länge und erst im Dezember 1962 wurde nach zuletzt
umfangreichen Eigenhilfearbeiten das Gerätehaus in Betrieb genommen.



 

Im Januar
1963 wurden anlässlich von Vorstandswahlen


 

            Peter
John zum Stellv. Vorsitzenden und Stellv. Ortsbrandmstr.


 

            Fritz
Hermann zum Kassenverwalter und


 

            Arnold
Faller zum Schriftführer


 

gewählt. Am 10. März 1963 musste
die Wehr wegen eines Hochwassereinsatzes zum Bahnhof Groß Karben ausrücken. Die
Gleise waren durch Überflutungen des Geringsgrabens
total unter Wasser und drohten unterspült zu werden. In einem Tag- und
Nachteinsatz wurde das Wasser auf umliegende Felder fortgepumpt und die Züge
konnten wieder in normalem Tempo passieren.



 

Nachdem im Januar 1963 Herr
Bürgermeister Neuland verstorben war, erfolgte im Lauf des Jahres 1963 die Wahl
und im Januar 1964 die Amtseinführung des neuen Bürgermeisters Günter Reutzel.



 

In der Nacht vom 15. auf den 16.
April 1964 brannte es in der Büromöbelfabrik König & Neurath in der Rendeler Straße. Werkstatt und Fertigungsräume wurden ein
Raub der Flammen und es entstand ein Schaden von 500 000 DM. Mit viel Glück
konnten die Lackvorräte vor dem Brennen gesichert werden. In eineinhalb Stunden
vorbildlicher Arbeit, die von Angehörigen der Feuerwehr aus Rendel, Klein
Karben, Büdesheim, Groß Karben, Kloppenheim, Bad Vilbel und Friedberg/H. sowie
der Werksfeuerwehr geleistet wurde, hatte man das Feuer eingedämmt. Zum Dank
für ihr entschlossenes Eingreifen erhielt die Feuerwehr von der Betriebsleitung
eine Spende von 200 DM sowie je ein persönliches Geschenk für die am Brandort tätigen
Kameraden. Mit dieser Summe wurde ein Diaprojektor mit Leinwand zu
Schulungszwecken angeschafft. Des Weiteren wurden aus Vereinsmitteln zwei Tokai-Funkgeräte besorgt und in den folgenden Jahren bei
Übung und Einsatz eingesetzt.



 

Anlässlich der Jahreshauptversammlung
1965 wurde am 9. Januar für den beruflich überlasteten Schriftwart Faller Kamerad Berthold PolagRölke in das Amt
des Brandverhütungsbeauftragten einge



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